Das Schloss Solitude am Stadtrand von Stuttgart ist weit
über die Grenzen der Stadt hinweg bekannt. Weniger bekannt ist der Friedhof am
Fuße des Schlossberges. Selbst viele Einheimische wissen nicht, dass es direkt
an der Straße nach Weilimdorf diesen Friedhof gibt.
Im Lauf der Jahrhunderte wurden insgesamt drei Friedhöfe am
Schloss angelegt. Jedoch ist nur noch der hier vorgestellte übrig geblieben.
Der erste Friedhof wurde im Jahr 1774 am nahegelegenen
Rappenberg eingerichtet, vor allem für die Bewohner der Solitude und die
verstorbenen Soldaten im Lazarett des Schlosses. Da man sich damals nicht
darüber verständigen konnte, wer die Kosten für deren Beisetzung im
nahen Gerlingen übernehmen soll, wurde die Begräbnisstätte unmittelbar
bei der Schillerhöhe erforderlich.
Von seiner Eröffnung am 1. Juli 1774 bis 1799 haben auf dem
Solitude-Friedhof auf dem Rappenberg in etwa 130 Soldaten und Bedienstete des Schlosses
ihre letzte Ruhe gefunden.
Überreste von diesem Gräberfeld sind heute nicht mehr zu
finden. Bereits 1866 geht aus einem Schreiben an die Verwaltung in Leonberg hervor,
dass das Areal für den Hopfenanbau genutzt wurde.
Schnell kamen der Rappenberg-Friedhof, wie auch der Friedhof
der Gemeinde Gerlingen erneut an ihre Kapazitätsgrenzen, so dass ab 1794 ein weiterer
Friedhof in unmittelbarer Schlossnähe angelegt wurde, der sog. 'Kirchhof des
Kriegsspitals im Wald'. Doch durch die vielen damaligen Kriege wurde auch
dieser schnell wieder zu klein und es entstand ein großes Gräberfeld im Wald.
Auch zu diesen beiden Orten sucht man heute Überreste
vergebens. Lediglich der 'Gräberweg' im Wald erinnert an die mindestens 240
Menschen, welche hier beerdigt wurden.
Schließlich entstand im Jahr 1866 der heute noch existente
Solitude-Friedhof (Soldatenfriedhof). Dieser wurde erforderlich, da im Zuge der
kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem deutschen Bund und dem
Königreich Preußen viele verletzte Soldaten in das erneut zum Lazarett
umfunktionierten Schloss Solitude verlegt wurden. Wieder gab es Kriegstote zu
beklagen, für die eine Begräbnisstätte in Schlossnähe erforderlich wurde. Auch
waren in der nahegelegenen Stadt Gerlingen die vorhandenen Kapazitäten
ausgeschöpft. Und so wurde der Friedhof Solitude im August 1866 mit einer
ungefähren Größe von 21 x 38 m angelegt. Von den Wohnungen in den Kavalierhäusern
auf der Solitude ist dieser ca. 360 m entfernt. Als der Friedhof angelegt
wurde, war dieser an drei Seiten von Obstbäumen umgeben, an der neu angelegten
Straße nach Weilimdorf war er mit Fichten von der Straße abgeschirmt.
Die ersten Toten, welche auf diesem neu angelegten Friedhof
beigesetzt wurden, waren sieben Soldaten, die ihren Verletzungen aus dem
vorgenannten Krieg im Militär-Lazarett auf der Solitude erlegen sind.
Im Zuge des deutsch-französischen Kriegs 1870/71 wurde das
Schloss abermals als Lazarett genutzt. Erneut gab es mehrere Tote Soldaten zu
beklagen. Auf grund der guten medizinischen Versorgung auf der Solitude sind
von den über 1000 verwundeten Soldaten nur vier gestorben.
Heute erinnert rechts neben dem Friedhofseingang ein
Kriegerdenkmal an die Verstorbenen aus beiden Kriegen.
Das Denkmal wurde 1873 zur Errichtung nach Entwürfen von
Baurat Alexander von Tritschler zum Bau freigegeben.
Während des 1. Weltkrieges wurde das Schloss abermals als
Lazarett für verwundete Soldanten verwendet. In jener Zeit sind 23 Soldaten
ihren Verletzungen auf der Solitude erlegen. Für sie wurde in der Nähe des
Kriegerdenkmals von 1866 und 1870/71 eine Gedenkplatte mit dem Schriftzug
'Dem Andenken der im Weltkrieg 1914-1918 verstorbenen deutschen Soldaten im Lazarett Solitude …'
unter Benennung ihrer Namen, eingelassen.
Zudem erinnert ein Kreuz am nördlichen Rand gegenüber des Eingangs
mit dem Schriftzug 'Unseren Helden 1914-1918' an die Kriegstoten.
Auch erinnern sieben einheitliche Steinkreuze hinter von
Tritschler's Kriegerdenkmal an sieben der 23 verstorbenen Soldaten des 1.
Weltkriegs. In verschiedenen Schriftwerken wird darauf verwiesen, dass es sich
um Opfer des 2. Weltkrieges handeln würde. Doch wenn man die Namen auf den
Kreuzen mit denen auf dem Kriegerdenkmal vergleicht, wird schnell ersichtlich,
dass es sich um Opfer des 1. Weltkrieges handelt.
Und auch während des 2. Weltkrieges diente der Kavalierbau
des Schlosses Solitude erneut als Lazarett. Diesmal lag der Schwerpunkt in der
Betreuung von Kriegsblinden. Ihrer Betreuung hat sich u.a. Fritz von Gravenitz,
der auf der Solitude lebende Künstler, angenommen und sie unter seiner
Anleitung teils dazu bewegen können, sich der künstlerischen Arbeit zu widmen.
Da es sich oftmals um junge Soldaten gehandelt hat, musste für sie eine
Umschulung für das spätere Berufsleben erfolgen. Dieses Blindenschulungsheim
blieb noch bis 1950 auf der Solitude im Kavalierbau untergebracht, im Anschluss
diente das Gebäude bis 1964 als Schwerbeschädigtenheim. Ob Opfer des
2.Weltkrieges tatsächlich ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof bei Schloss
Solitude gefunden haben, lässt sich bis heute nicht nachweisen.
Am Eingang des Friedhofs weist eine Tafel auf die Geschichte
der Solitude-Friedhöfe hin.
Auf ihr wird an die verschiedenen Kriege und ihrer
Opfer erinnert. Weiterhin enthält der Text Informationen zu einigen der bekannten
Persönlichkeiten, welche hier ihre letzte Ruhe gefunden haben. So liegen auf
diesem Friedhof die Eltern und einer der Brüder des ehemaligen und mittlerweile
verstorbenen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, der Ballet-Choreograph
John Cranko, Robert Bosch Jun., oder auch der Bildhauer Fritz von Graevenitz.
Von Fritz von Graevenitz stammt u.a. der 'Ditzinger Sarkophag',
welcher in etwa in der Mitte des kleinen Friedhofs angeordnet ist. Wie der Name
schon vermuten lässt, ist dieser ursprünglich für die kleine Stadt Ditzingen in
Erinnerung an deren Kriegstoten geschaffen worden. Er zeigt einen toten,
aufgebahrten Soldaten, gebetet auf Adlerflügeln.
Im Zuge dessen, dass das Schloss Solitude 1987 als sog.
'Sachgesamtheit Solitude' als Denkmal in die Liste der Kulturdenkmale
aufgenommen wurde, steht auch der zum Schloss gehörende Solitude-Friedhof heute
unter Denkmalschutz.
Das Besondere an ihm ist sicherlich, dass auf ihm nur
Personen beigesetzt wurden, welche zumindest zeitweise im Schloss, bzw. in
einem der vielen zum Schloss gehörenden Bauten gewohnt haben.
Mit der heutigen Fläche von etwa 11 m in der Breite und 22 m
in der Länge, hat er einiges von seiner ursprünglichen Größe von ca. 20 m auf
40 m verloren. Und ist sicherlich einer der kleinsten Friedhöfe in der
Republik.
Zu diesem Friedhof ist ein sehr schönes und empfehlenswertes
Buch unter dem Titel 'Die Friedhöfe bei Schloss Solitude' von Folkmar Schiek im Bärenfelser Verlag erschienen, welches mit separatem
Post hier bereits vorgestellt wurde.